Thumb-Fairer-Preis

Fair oder unfair? Wer ist im Nachteil bei Optionen?

Hast Du Dich schon einmal gefragt, ob Du für eine Option zu viel bezahlst oder ob Du zu wenig erhalten hast? Haben wir es hier also mit fairen oder unfairen Preisvorteilen zu tun? Wie kannst Du sicherstellen, dass Du nicht im Nachteil bist? Darüber sprechen wir jetzt.

Wir haben kürzlich ein Video über die großen Geheimnisse des Optionshandels gemacht, die ja an sich keine Geheimnisse sind. Dabei kam unter anderem die Frage auf, ob die Preisbildung im Optionshandel fair ist. Sind die Preise fair oder unfair? Das ist die Frage, die wir heute beantworten möchten. Dazu gehen wir zunächst auf drei wichtige Punkte ein, die wir beachten müssen, wenn es um die Preisbildung von Optionen geht. Am Ende kommen wir zu der wichtigen Erkenntnis, wie wir diese Situation jetzt für uns einschätzen können.

Wenn wir über die Preisbildung von Optionen sprechen, dann kommen wir an einer Formel nicht vorbei: der Black-Scholes-Formel zur Optionspreisberechnung. Diese Formel wurde in den 70er-Jahren von drei Wirtschaftswissenschaftlern erstellt und wird auch heute noch verwendet. Obwohl einige Annahmen in dieser Formel enthalten waren, die sich im Nachhinein als nicht korrekt herausgestellt haben, geht die Optionspreisberechnung im Wesentlichen immer noch auf diese Formel zurück. Während die Black-Scholes-Formel also nach wie vor im Einsatz ist, dürfen wir nicht vergessen, dass es sich bei der Börse um eine Form eines Marktplatzes handelt und wie auf jedem Marktplatz gibt es Angebot und Nachfrage.

Angebot und Nachfrage Optionsmarkt Preisbildung faire Preise Preisvorteil

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis und haben einen erheblichen Einfluss auf die Preisbildung. Stellen wir uns in diesem Beispiel vor, alle wollen jetzt Optionen kaufen und keiner will in diesem Moment Optionen verkaufen. Wir haben es also hier mit einem starken Ungleichgewicht zwischen Anbietern und Nachfragern zu tun. Wenn alle ein bestimmtes Wirtschaftsgut haben möchten (in diesem Fall eben Optionen), dann steigen die Preise. Es ist kaum etwas vorhanden, aber alle wollen das haben. Das führt selbstverständlich zu steigenden Preisen. Steigende Preise heißen höhere Optionsprämien schlagen sich in einer höheren impliziten Volatilität nieder.

Der dritte wichtige Punkt, der einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Preisbildung von Optionen hat, ist das Spiel zwischen Marktteilnehmern und Market-Makern. Einerseits gibt es „echte“ Marktteilnehmer, das sind andere Trader, ob privat oder institutionell spielt hier keine Rolle. Es handelt sich also um Marktteilnehmer von außen, die hier als Anbieter oder Nachfrager, also als Käufer oder Verkäufer von Optionen auftreten. Daneben gibt es aber noch den Market-Maker. Wenn wir uns das in einem Beispiel anschauen, dann kann es ja durchaus so aussehen, dass wir auf der einen Seite Verkäufer haben und auf der anderen Seite die Käufer und dass sich diese ungefähr im Gleichgewicht befinden. Hier findet also der Handel real zwischen „echten“ Marktteilnehmern statt. Stellen wir uns aber einfach mal folgende Situation vor: Die Käufer sind in der Überzahl, wir haben es also mit deutlich mehr Käufern zu tun, die Interesse haben Optionen zu kaufen, dagegen gibt es nur sehr wenige Verkäufer. Hier ist es die Aufgabe des Market-Makers einzuspringen, um einen liquiden Handel zu gewährleisten.

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Der Market-Maker wird von der Börse dafür bezahlt, dass er für ausreichend Angebot bzw. Nachfrage sorgt. Je nachdem auf welcher Seite gerade ein Vakuum entsteht, also zu wenig Verkäufer oder zu wenig Käufer, tritt eben der Market-Maker auf. Der Market-Maker macht das natürlich nicht ganz uneigennützig. Er wird von der Börse bezahlt, dass er für einen liquiden Optionsmarkt sorgt und jeweils die Gegenrolle einnimmt, falls kein Käufer oder Verkäufer zur Verfügung steht. Wie wir wissen, gibt es immer einen Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs, und das ist genau der Gewinn des Market-Makers. Der Market-Maker benutzt zwar auf der einen Seite auch die Black-Scholes-Formel, um den Optionspreis zu berechnen, aber er hat aus Erfahrung auch das Wissen einzuschätzen, welche Risiken er dabei eingeht. Ein Market-Maker wird niemals gegen einen Marktteilnehmer wetten. Denn das Geschäft des Market-Makers ist es nicht zu spekulieren, sondern das Geschäft des Market-Makers ist es an der Handelsspanne zu verdienen. Das heißt, die Geschäfte, die der Market-Maker hier eingeht, egal ob das auf der Long- oder auf der Short-Seite ist (als Käufer oder als Verkäufer), die wird er im Hintergrund immer absichern. Und da diese Absicherungen natürlich auch Geld kostet, überlegt der Market-Maker: “Wie sollte ich denn nun agieren? Wenn ich jetzt als Käufer auftreten muss und derzeit wollen gerade alle – übertrieben gesagt – Optionen verkaufen und ich muss die kaufen, dann mache ich das nur zu einem Preis, der für mich okay ist.”

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Und dann geht der Market-Maker mit dem Preis eben möglichst weit herunter. Auf der anderen Seite, wenn alle – wie wir es in dem übertriebenen Beispiel eben gesehen hatten – Optionen kaufen wollen, dann weiß der Market-Maker: “Nun muss ich auf der Short-Seite auftreten und möchte das im Hintergrund absichern. Das kostet Geld, also möchte ich möglichst hohe Preise für meine Short-Positionen bekommen.” Er lässt es sich folglich entsprechend bezahlen, treibt also die Preise nach oben. Die Marktteilnehmer sind trotzdem bereit, diese Preise zu bezahlen („alle“ wollen ja gerade kaufen) und dann kommt dieser Handel zustande. Die Währung, wenn wir das so nennen können, in der die Optionsprämien gehandelt werden, wird als implizite Volatilität bezeichnet. Zur Volatilität haben wir hier schon mal ein Video gemacht. Und das ist die Währung, in der die Market-Maker auch denken, denn die kennen ihre Kosten und sichern sich im Hintergrund ab.

Jetzt ist die große Frage: Ist das jetzt fair oder unfair? Wenn es einerseits Käufer gibt und andererseits Verkäufer – niemand wird gezwungen an der Börse Optionen zu handeln – dann findet die Preisbildung immer fair statt. Sollte es auf der einen Seite also keine Käufer oder Verkäufer mehr geben, die den jeweils anderen Preis bereit sind zu bezahlen, dann findet der Handel eben nicht mehr statt. Also ist die Frage eigentlich eine philosophische, ob wir es mit einer fairen oder unfairen Preisbildung zu tun haben.

Machen wir zur Fairness oder Unfairness von Preisen noch ein kleines Beispiel. Stell Dir vor, Du kannst eine Reisekrankenversicherung für 20 € kaufen. Du bist damit abgesichert für Deine Urlaubsreise, falls Dir etwas zustoßen sollte. Klingt das fair? Wahrscheinlich werden die meisten sagen: Ja, durchaus fair, denn wer weiß, was mir im Urlaub passieren könnte und für 20 € – also das Risiko sollte ich doch definitiv nicht eingehen. Wenn das für Dich also ein faires Angebot ist, bedeutet das dann auf der anderen Seite, dass das für die Versicherung unfair ist? Nun, die Versicherung, die kann rechnen und weiß: Ich schließe hier eine Million Verträge ab, dann habe ich hier 20-mal eine Million – also 20 Millionen Einnahmen. Aber als Versicherung kenne ich auch die Statistik und weiß: Im Durchschnitt werde ich pro Jahr nur 15 Millionen ausbezahlen müssen an möglichen Schadensfällen.

 Jetzt könnte man doch sagen: Klarer Fall, dann ist das doch unfair. Dann ist der Preis viel zu hoch. In diesem Fall dürfte eine Reisekrankenversicherung doch nur 15 € kosten. Aber das ist eben das Geschäft der Versicherung und es sollte klar sein, dass die Versicherung das nicht aus lauter Menschenliebe macht, sondern um ein Business damit zu betreiben. Das weiß jeder von uns. Wenn ich nun überlege, was mir im Urlaub zustoßen könnte und dass ich auf meiner Reise immer im Hinterkopf behalten müsste, im Fall der Fälle nicht abgesichert zu sein… Andererseits könnte ich das Problem lösen für 20 €. Dann ist das doch für beide Seiten ein fairer Handel. Und nicht anders ist es häufig auch an der Börse. Die einen Marktteilnehmer sichern sich ab – haben vielleicht ein Aktiendepot – und möchten diese Positionen mit Optionen absichern. Die Verkäufer der Optionen wissen, dass der Absicherungsbedarf meistens größer ist als das, was tatsächlich passiert. Daher sind sie bereit, dieses Risiko zu tragen und werden dafür mit einer Prämien-Einnahme belohnt.

Wir sehen also, Fairness und Unfairness spielen hier nicht zwingend eine Rolle, sondern eher die verschiedenen Ansätze, die verschiedenen Erwartungen an die Entwicklung des Aktienmarktes, an die Entwicklung auch der Optionspreise. Und das ist genau das, was wir Stillhalter für uns auch ausnutzen können. Wenn Dich das genauer interessiert und Du überlegst, professioneller in den Optionshandel einzusteigen, dann schau gerne mal in unserem Ausbildungsangebot um.

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