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Thumb-Expiration-Settlement

Settlement – welcher Preis gilt? Und wann genau verfällt die Option?

Es ist Verfallstag und Du hast noch eine offene Optionsposition. Nun fragst Du Dich, wann genau die Option verfällt? Wann erfolgt das Settlement, welcher Preis wird dann angewendet und wie lange kannst Du die Option noch handeln? In diesem Beitrag werden wir uns eingehend damit beschäftigen, was bei Expiration und Settlement genau geschieht.

Es wird in einigen Ausbildungen empfohlen, die Option am Verfallstag möglichst wertlos verfallen zu lassen, indem man weiterhin “short” bleibt. Andere Ausbildungen hingegen sehen das deutlich anders und warnen vor den Risiken. Sie empfehlen, sich vom Verfallstag fernzuhalten und nicht mehr short zu sein. Egal, welche Ansichten Du im Rahmen Deiner Ausbildung mitbekommen hast, wahrscheinlich hast auch Du Dich schon einmal gefragt, wie sich das exakt mit Expiration und Settlement verhält.

Wie viel, wann und wie – das sind die Fragen, denen wir heute auf den Grund gehen möchten. Beginnen wir mit der Frage, welcher Preis relevant ist. Wann findet die Abrechnung statt und wie wird festgelegt, welcher Wert von Bedeutung ist? Zunächst müssen wir zwei wichtige Unterscheidungen in Bezug auf die Optionsart treffen. Da ist zum einen die Ausübungsart, also ob es sich um einen European-Style oder einen American-Style handelt. Des Weiteren spielt der Basiswert eine Rolle. Handelt es sich um Optionen auf Aktien (Equities), auf einen Index oder auf Futures? Wir haben bereits ein Video zur Ausübungsart erstellt, schau gerne dort mal rein. Bei den beiden beschriebenen Stilen geht es eben nicht um Optionen, die in Europa oder den USA gehandelt werden. Die Bezeichnungen beziehen sich auf den Exercise Style, also die Ausübungsart. Das bedeutet, ob das Recht dieser Option jederzeit während der Laufzeit ausgeübt werden kann (American Style) oder nur exakt am Verfallstag (European Style).

Expiration Settlement Ablauf Optionsverfall Equity-Optionen Index-Optionen Futures-Optionen FOPs

Was die möglichen Basiswerte betrifft, können wir grob in drei Bereiche unterteilen. Zum einen wären da die Equity-Optionen zu nennen, bei denen der Basiswert entweder eine Aktie oder ein ETF ist. Dann haben wir die Indexoptionen, eine große Gruppe von Optionen auf Indizes wie den S&P 500 (SPX), den Russell oder den Nasdaq, sowie viele weitere. Und schließlich gibt es noch die Futures. Futures können sich auf einen Index beziehen, wie beispielsweise den E-Mini auf den S&P 500. Es sind aber auch andere Basiswerte möglich wie physische Rohstoffe (Öl, Gold, verschiedene Getreidesorten) oder Anleihen. Wenn das Recht aus Equity-Optionen wahrgenommen wird, erfolgt die Abwicklung durch Lieferung. Das bedeutet, der Basiswert wird entweder long oder short in unser Depot gebucht. Wir erhalten entweder die Aktie oder den ETF geliefert oder müssen sie selbst liefern und sind dann entsprechend short. Bei Index-Optionen hingegen läuft es ganz anders ab. Die Indizes selbst werden nicht direkt gehandelt. Wir können also keinen SPX kaufen oder verkaufen. Hier findet immer eine Bar-Abrechnung statt, das sogenannte Cash Settlement. Bei Futures hingegen existieren die Produkte selbst. Optionen auf Futures werden gehandelt, auch wenn der Index selbst nicht handelbar ist. Ein Future auf den Index ist jedoch sehr wohl handelbar. In den Optionen, die auf Futures laufen, erfolgt dann entsprechend eine Lieferung. Das bedeutet, wir sind im Ergebnis entweder long oder short im Future.

Expiration Settlement Ablauf Optionsverfall Equity-Optionen Specs Spezifikationen

Auf der Internetseite der CBOE (Chicago Board Options Exchange) hast Du die Möglichkeit, Dir die Produktspezifikationen der einzelnen Optionen anzuschauen. Hier zu sehen sind die Specs (Abkürzung für Spezifikationen) der Equity-Optionen. Unten sind die Handelszeiten, also die Trading Hours, zu sehen, sowie alle Einzelheiten zu den Optionen. Es ist essenziell, dass Du Dich damit vertraut machst, denn nur so weißt Du wirklich, was bei Expiration auf Dich zukommt. Die Frage ist nun, ob Expiration gleichbedeutend mit Settlement ist oder ob es hier einen Unterschied gibt? Wenn wir von Expiration sprechen, bedeutet dies auf Deutsch den Ablaufzeitpunkt. Es ist wichtig, darauf zu achten, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit dies stattfindet. Die Uhrzeit, zu der das Optionsrecht abläuft, kann unterschiedlich sein vom Handelsschluss am letzten Handelstag. Hier ist es wichtig, genauer hinzuschauen, wie wir gleich sehen werden. Und schließlich haben wir das Settlement. Genauer gesagt handelt es sich um den Settlement-Value, also die Festlegung des Abrechnungspreises. Es ist ebenfalls wichtig, darauf zu achten, zu welchem Zeitpunkt dieser Settlement-Value, also der Abrechnungspreis, festgelegt wird und wie genau dieser Prozess abläuft. Wenn man dies nicht im Blick hat, kann es zu unangenehmen Überraschungen führen, da es einen Unterschied gibt zwischen dem letzten Handelsmoment und dem letzten Moment, in dem man sein Optionsrecht ausüben könnte. In diesem Video beleuchten wir eine Situation, indem zu so einer nachträglichen Ausübung kam.

Im dargestellten Beispiel betrachten wir eine Aktienoption, bei der der Ablauftag, also die Expiration, auf einen Freitag fällt. Tatsächlich kann das Recht aus dieser Option an diesem Freitag bis 16:30 Uhr ausgeübt werden. Wichtig ist hierbei zu beachten, dass es sich um 16:30 Uhr Central Time handelt, also die Ortszeit von Chicago. Das bedeutet, in New York ist es bereits 17:00 Uhr und in Mitteleuropa aufgrund der Zeitverschiebung 23:30 Uhr. Dies ist eineinhalb Stunden nach Börsenschluss, und definitiv besteht zu diesem Zeitpunkt noch die Möglichkeit, das Optionsrecht auszuüben. Der letzte Handelstag hingegen endet bereits um 15:00 Uhr am Freitag, also anderthalb Stunden früher, ebenfalls nach Chicagoer Zeit. Was das Settlement betrifft, also die Festlegung des Abrechnungspreises, ist hier festgelegt, dass der Kurs bei Handelsschluss relevant ist. Dennoch besteht das Recht zur Ausübung für weitere anderthalb Stunden. Dies ist eine knifflige Situation, denn obwohl der Abrechnungspreis für die automatische Abrechnung (um festzustellen, ob eine Option im Geld liegt oder nicht) am Handelsschluss festgelegt wird, basierend auf dem letzten Handelspreis, besteht weiterhin anderthalb Stunden lang das Recht zur Ausübung dieser Option. Der Inhaber des Optionsrechts hat dafür bezahlt und hat noch weitere anderthalb Stunden Zeit, von seinem Optionsrecht Gebrauch zu machen.

Expiration Settlement Ablauf Optionsverfall TWS Beschreibung
TWS, rechte Maustaste

Man könnte jetzt argumentieren, dass es sinnlos sei, das Recht zur Ausübung noch nachträglich wahrzunehmen. Doch zum einen können sich die Kurse auch nach Börsenschluss noch verändern. Zum anderen, wenn Du am Freitag sehr nah am Geld, also am Strike-Preis, handelst, könntest Du als Rechteinhaber durchaus die Meinung vertreten, das Risiko über das Wochenende nicht eingehen zu wollen und Deine Position lieber glattstellen zu wollen. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um eine Long- oder Short-Position handelt, die durch ein Optionsrecht mit einem Long Call oder einem Long Put abgesichert wurde. Dieses Recht kann noch wahrgenommen werden. Natürlich muss man sich nicht alles merken, und deshalb gibt es in der Trader Workstation eine einfache Möglichkeit, mit wenigen Klicks nachzuschauen. In der Abbildung ist zu sehen, wie man mit der rechten Maustaste einfach auf die jeweilige Option klicken kann und sich dann unter „Description“ ein Informationsfenster öffnet. Hier kann man kontrollieren, welche Handelszeiten gelten, wann genau die Option abläuft, ob eine physische Lieferung möglich ist und ob es sich um eine amerikanische oder europäische Option handelt.

Expiration Settlement Ablauf Optionsverfall TWS Beschreibung

Kommen wir nun zu den Indexoptionen, und in diesem Beispiel betrachten wir den SPX als den bekanntesten Index, der auch den liquidesten Optionsmarkt bietet. Auf der Webseite der CBOE kannst Du Dir die Spezifikationen anschauen, was wir auf jeden Fall empfehlen möchten. Denn hier wird es wirklich knifflig, und wie knifflig es sein kann, sehen wir direkt in der nächsten Abbildung. Diese Übersicht findest Du auf der Webseite der CBOE, und hier wird deutlich, dass der Teufel wirklich im Detail steckt. Wir haben Unterschiede bei den SPX-Optionen, und ich spreche jetzt nicht von den drei rechten Spalten, also den Optionen auf den SPY, den E-Mini oder den relativ neuen Nano ES, sondern von den „normalen“ SPX-Optionen. Hier gibt es einen klaren Unterschied im Settlement, und wir sehen hier bereits AM und PM Settlement. AM steht für das morgendliche Settlement und PM für das Settlement nach Börsenschluss. Und für welche Optionen gilt das? Die herkömmlichen Optionen, die es schon am längsten gibt, haben immer am dritten Freitag im Monat ihren Ablauf und werden vor Börseneröffnung (Pre-Market) abgerechnet. Wie das im Detail aussieht, werden wir gleich genauer betrachten. Die anderen Optionen, die sogenannten Weeklies und die End-of-Month-Optionen, werden hingegen zum Börsenschluss abgerechnet. Auf der Webseite der CBOE findest Du auch die Handelszeiten. In der Regel werden diese noch eine Viertelstunde länger gehandelt, als der reguläre Markt geöffnet ist. Das bedeutet, dass der Handel mit Index-Optionen bis 22:15 Uhr mitteleuropäischer Zeit möglich ist, während die regulären Handelszeiten um 22:00 Uhr enden. Am letzten Handelstag schließt der Handel jedoch bereits um 15:00 Uhr. Des Weiteren findest Du auf der Webseite Informationen zum final Settlement Value, also dem finalen Abrechnungspreis. Bei den traditionellen Optionen wird dieser Wert für den SPX anhand der Eröffnungspreise der verschiedenen Marktkomponenten berechnet.

Expiration Settlement Ablauf Optionsverfall Index-Optionen SPX Weekly End of Month

Bei den Weeklies hingegen gilt der Closing Price, also der letzte gehandelte Preis. Diese Unterschiede sind extrem wichtig, und zwar aus zwei Gründen: Erstens haben wir bei den traditionellen SPX-Optionen das morgendliche Settlement. Das bedeutet, wenn der Ablauftag auf einen Freitag fällt (was immer der dritte Freitag im Monat ist), wird das Settlement erst am Freitagmorgen durchgeführt. Der letzte Handel findet jedoch bereits am Donnerstagabend statt. Das bedeutet, wir haben hier das sogenannte Overnight-Risiko. Wenn wir also fälschlicherweise davon ausgehen, dass der Preis am Donnerstagabend relevant ist, müssen wir klar sagen: Nein, ist er nicht. Du hast die ganze Nacht immer noch das Risiko, dass sich der Kurs weiterhin bewegen und gegen Dich laufen kann. Der zweite wichtige Punkt ist die abweichende Festlegung des Settlement-Values. Hier gilt nicht der Schlusskurs oder der Eröffnungskurs des SPX, sondern es wird ein Preis berechnet, der aus den Eröffnungskursen (den ersten gehandelten Preisen) aller einzelnen Indexkomponenten abgeleitet wird. Dieser Preis kann deutlich vom Eröffnungskurs des SPX abweichen. Ich habe diese Erfahrung selbst in meinem Leben als Options-Händler machen müssen, als ich Optionen auf den Russell gehandelt habe. Ich konnte tatsächlich feststellen, dass dieser Preis, der als Settlement Value herangezogen wurde, niemals gehandelt wurde. Er wurde nicht am Vorabend gehandelt, auch am nächsten Morgen und während des gesamten Tages wurde er nie gehandelt. Der Index entwickelte sich in eine Richtung, während der Settlement-Preis aus meiner Sicht mehr oder weniger zufällig festgelegt wurde. Heute weiß ich, nachdem ich mich damit beschäftigt habe, dass die einzelnen Indexkomponenten (im Fall des Russell alle 2000 Aktien) zu ihrem Eröffnungspreis bewertet wurden. Ob dieser Preis wirklich realistisch ist, können wir als private Trader nicht nachvollziehen und müssen es in diesem Fall einfach glauben.

Expiration Settlement Ablauf Optionsverfall Index-Optionen SPX Weekly End of Month
Quelle: CBOE

Bei den übrigen SPX-Optionen sieht es anders aus und ist viel entspannter. Erstens gibt es kein Overnight-Risiko, sondern es gilt der Schlusskurs. Wenn der Handel endet, dann ist auch wirklich Schluss. Zudem handelt es sich um europäische Optionen, die nur zum Ablauf ausgeübt werden können. Wir wissen also, dass nach Handelsschluss wirklich Schluss ist und keinerlei Recht vorher oder nachher ausgeübt werden können. Auch für Index-Optionen und Futures-Optionen kannst Du dies relativ einfach in der Trader Workstation überprüfen, wie wir bereits dargestellt haben. Das alles ist definitiv nichts für Anfänger und kann ziemlich verwirrend sein. Wenn Du Dich dennoch dafür interessierst und tiefer einsteigen möchtest, schau gerne in unser Ausbildungsangebot. Wir haben sicherlich das Richtige für Dich dabei.

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